Wasserrad

Wasserrad
Wạs|ser|rad 〈n. 12umit Schaufeln versehenes Rad, das durch strömendes Wasser in Umdrehung versetzt wird u. als Antrieb dient od. in Wasserkraftmaschinen eingesetzt wird

* * *

Wạs|ser|rad, das:
mit Schaufeln od. Zellen besetztes Rad, das unter Ausnutzung der Energie strömenden Wassers bes. zum Antrieb von Mühlen dient.

* * *

Wasser|rad,
 
die älteste Wasserkraftmaschine, bestehend aus einem am Umfang mit Zellen oder Schaufeln besetzten, sich meist in senkrechter Ebene drehenden Laufrad. Nach der Art des Wasserzulaufs unterscheidet man als Hauptformen oberschlächtige (Zulauf unmittelbar hinter dem höchsten Punkt des Rades) und unterschlächtige Räder (Zulauf auf der Unterseite). Bei oberschlächtigen Wasserrädern wird das Wasser durch das Oberwassergerinne in die Zellen oder zwischen die Schaufeln geleitet. Das Wasserrad nutzt nun das in den einzelnen Kammern enthaltene Wassergewicht, um am Hebelarm des Kammerradius ein Drehmoment zu erzeugen. Der Raddurchmesser bestimmt die einstufig nutzbare Fallhöhe. Bei größerer Fallhöhe eignet sich eine kaskadenartige Anordnung mehrerer Räder (z. B. früher im Erzbergbau). Beim Kehrrad wird das Laufrad vom Wasser zweimal beaufschlagt, indem das Wasser durch den Schaufelkranz zuerst von außen nach innen und anschließend von innen nach außen geleitet wird. Bei unterschlächtigen Wasserrädern wird v. a. die Strömungsenergie des zufließenden Wassers genutzt. - Vorteile des Wasserrads: einfache Bauweise, unempfindlicher Betrieb, Wirkungsgrad bis 75 %; Nachteile: großes Gewicht und Bauvolumen, niedrige Drehzahlen, damit kleine Leistungen.
 
Geschichtliches:
 
Im alten Ägypten und Mesopotamien waren nur Räderschöpfwerke bekannt, die durch ein von einem Zugtier im Kreis gezogenes horizontales Antriebsrad bewegt wurden. Eine erste Aufzeichnung über die mechanische Nutzung von Wasserkraft ist durch Philon von Byzanz um 260 v. Chr. überliefert, dem ober- und unterschlächtige Wasserrad für den Antrieb von Schöpfeimerwerken bekannt waren. Um 65 v. Chr. wird von Lukrez ein von einem Wasserrad angetriebenes Schöpfeimerwerk erwähnt. Mithridates VI. Eupator ließ um 90 v. Chr. in Kleinasien eine von einem Wasserrad angetriebene Getreidemühle errichten. Um 25 v. Chr. beschrieb Vitruv Getreidemühlen mit unterschlächtigen Wasserrädern. Spätestens zur römischen Kaiserzeit kamen die Norias auf, Schiffsmühlen sind in Rom für 536 n. Chr. belegt. In Rom sowie in China waren auch horizontal angeordnete Wasserräder in Gebrauch.
 
Im Mittelalter verbreitete sich das Wasserrad seit dem 9./10. Jahrhundert rasch, zunächst als Antrieb für Mahl- und Schöpfwerke, nach der Erfindung der Daumen- oder Nockenwelle im 10./11. Jahrhundert, durch die drehende Bewegungen in hin- und hergehende umgewandelt werden konnten, auch für Walkereien, Sägewerke, Blasebälge und Eisenhämmer. Zunächst verwendete man das unterschlächtige Wasserrad; das oberschlächtige trat, von einigen Vorläufern abgesehen, im 14./15. Jahrhundert auf. Nach dem Aufkommen der Wasserturbinen im 19. Jahrhundert verloren die Wasserräder immer mehr an Bedeutung.
 
 
Wilhelm Müller: Die Wasserräder. Berechnung, Konstruktion u. Wirkungsgrad (21939, Nachdr. 1991);
 R. Suppan: Mühlen, Bäche, W. Gesch. u. Funktion der wasserbetriebenen Mühlen (Graz 1995).
 

* * *

Wạs|ser|rad, das: mit Schaufeln od. Zellen besetztes Rad, das unter Ausnutzung der Energie strömenden Wassers bes. zum Antrieb von Mühlen dient.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wasserrad — Wasserrad, 1) Kraftmaschine zur Aufnahme der Wasserkraft, bei welcher das Wasser am Umfange eines Rades (vgl. dagegen Wassersäulenmaschine), wirkt u. das Rad in Umdrehung versetzt, worauf die Triebkraft entweder unmittelbar vom Rade, vermittelst… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wasserrad — (hierzu Tafel »Wasserräder und Turbinen« mit Text), ein Motor zur Ausnutzung der im Wasser enthaltenen mechanischen Energie (hydraulischer Motor), dessen wesentlichster Teil ein an seinem Umfange mit Schaufeln oder Zellen besetztes Rad ist, das… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wasserrad — Wasserrad, Wassermotor (s.d.), welcher aus Rädern mit horizontaler Achse besteht, die an ihrem Umfange Schaufeln, Kübel, Kufen oder Zellen tragen; in diesen kommt das Wasser relativ zum Rade zur Ruhe und gibt die Arbeit seiner Schwere an das Rad… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Wasserrad — Oberschlächtiges Wasserrad im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck …   Deutsch Wikipedia

  • Wasserrad — Die Nutzbarmachung einer Wasserkraft bedingt das Vorhandensein einer stetig sich ergänzenden Wassermenge und eines Gefälles, d.h. einer Abwärtsbewegung des Wassers, wodurch ihm eine gewisse Geschwindigkeit zuerteilt wird. Natürliche Gefälle… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wasserrad — vandens ratas statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. water wheel vok. Wasserrad, n rus. водяное колесо, n pranc. roue hydraulique, f …   Fizikos terminų žodynas

  • Wasserrad, das — Das Wasserrad, des es, plur. die räder, in den Wassermühlen und Wasserkünsten, dasjenige Rad, welches unmittelbar von dem Wasser getrieben wird, und entweder oberschlächtig oder unterschlächtig ist …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Wasserrad — Wạs|ser|rad …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Wasserrad — man unterscheidet nach der Lage der Radwelle in Räder mit senkrechter Welle (Stockräder) für ein geringes Wasserdargebot, aber mit großer Wassereinschussgeschwindigkeit und Räder mit horizontaler Welle, die in Mitteleuropa seit altersher üblich… …   Erläuterung wichtiger Begriffe des Bauwesens

  • Wasserrad — * Als wäre sie eins der Wasserräder von Dschise; ihre Backenzähne fielen aus und hundert Ochsen waren von ihr zu Grunde gegangen. – Burckhardt, 532. Spott auf alte Weiber. Backenzähne und Zähne an einem Wasserrade wird in Arabien durch ein Wort… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”